Samstag, 22. Dezember 2012

Verlassenes Glück

Er hat sie und liebt wie nie,
doch dann, ach Schmach, das Herz zerbrach,
weil andre kam, sein Herzblut nahm,
und er bedrückt schaut bang zurück.

Verging die Liebe, die nicht bliebe,
nicht bestände bis zum Ende,
wie verflucht, da er nicht sucht,
und doch die neue Liebe fände.

Nun verlässt er, mach es besser,
doch sie weint, was lang vereint,
ist nun zerbrochen, war versprochen,
für das Leben nun verneint.

Freudig strahlend, längst bezahlend,
Weiß er nicht, dass Glück zerbricht,
denn neu vergeht, kein Band besteht,
und einsam kalt verlischt sein Licht.

© M. Reinhart 2012

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Sieh nicht hin

Sieh nicht hin, sieh nicht hin,
wenn die Schläge Menschen finden,
Tritte tretend diese schinden
bis sie sich am Boden winden.

Sieh nicht hin, sieh nicht hin,
wenn der Mensch die Welt vernichtet,
Gift im Rachen, Leichen schichtet,
bis er sich dann selbst gerichtet.

Sieh nicht hin, sieh nicht hin,
wenn das Recht das Unrecht schütze,
Schrecken sich auf Schrecken stütze,
bis zur Rettung nichts mehr nütze.

Sieh nicht hin, sieh nicht hin,
sei so blind, wie ich es bin,
suche Schutz dir in der Ruh,
halt den Mund und hör nicht zu.

© M. Reinhart 2012

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Weil du liebst

Unterm Vordach steh‘ trocken,
seh‘ die fallend‘ Schneeflocken,
geh‘ ein Schritt und bleib‘ stehen,
spühr‘ wie sie vorbei wehen,
doch im Herzen sticht jede,
auch wenn ich davon nicht rede,
weil ich weiß, dass du sie liebst.

Hör‘ Musik von viel Lieben,
Kummer, Streit, weil sie blieben,
zwei sich kannten, Zeit rafften,
dann es nicht zu zweit schafften,
sie nicht überein kamen
und jedes Stück trägt dein‘ Namen,
weil ich weiß, dass du sie liebst.

Klare Nacht in Sternmeeren,
wie wenn sie nicht fern wären,
glitzern, funkeln, Licht machen,
fröhlich lässt es dich lachen,
lächle stumm im Scheinglauben,
von Sternenlicht in dein‘ Augen,
weil ich weiß, dass du sie liebst.

Eine Träne rinnt sachte,
Tod, den kalter Wind brachte,
friert auf Wange, bricht Splitter,
fällt herab und ich zitter‘
kann’s nicht anders, nicht lenken,
muss ständig nur an dich denken,
doch ich weiß, du liebst mich nicht.

© M. Reinhart 2012

Montag, 3. Dezember 2012

Gabriel

Dämmerung bricht für die zwei Horizonte,
sie liefern den Grauen das teure Metall,
Phase Fleisch, Fleisch aus Staub, was der Feind einzig konnte,
der erste der Zehn steht kurz vor dem Fall.

Ein auf den anderen sollen sie fallen,
Dämonen beschworen zum Ende der Welt,
wenn die Macht fahler Orte auf Zauberer prallen,
liegt Hoffnung im Bernstein der Höllensaat hält.

Und der erste Ort fällt durch das erste der Wesen,
das Sonne und Licht und die Luft nicht mehr stört,
selbst im Zwiespalt, im Kampf mit dem Fahlen gewesen
und das auf den Rufnamen Gabriel hört.

© M. Reinhart 2012

Graue Engel

Klebriger Geifer beginnt sich zu legen,
tropft heiß als es beißt aus dem Schreckensgesicht,
was du weißt, was du kennst, aus der Welt, aus dem Leben,
vergeht mit der Furcht, denn ein Herz hat es nicht.

Schwingen wie Leder in düsteren Schwaden,
erschaffen aus Schatten fernab dieser Zeit,
es ist kalt, wenn es kommt und die Macht die sie haben,
hält weit mehr Gewalt für die Welt noch bereit.

Schemen kaum menschlich, wie Lava zerflossen,
der Kopf dieser Bestie im Dunkel der Nacht,
weder Mitleid noch Trauer, nie Tränen geflossen,
hat nichts außer Schmerzen und Tod je gebracht.

Scharfe, gar stählerne Zähne zerbeißen,
metallenes Stampfen zerbricht dein Genick,
ihre Zungen zerfressen, die Klauen zerreißen
und hinter die Tore geht dein letzter Blick.

Tore aus Wolfram in grünlichem Schrecken,
dahinter das Reich alter Feinde fahl liegt
und die Kraft und das Wissen, die in ihnen stecken,
hat einst selbst unsterbliche Vascos besiegt.

© M. Reinhart 2012

Sonntag, 2. Dezember 2012

Ein Bild von dir

Barsten hundert Funkenstürme
grausam glühend in der Nacht
verbrannt im Dunkel eine Seele
einzig durch ein Bild entfacht.

Ein Bild mit Licht und Lieblichkeit
den Himmel stumm erstochen,
trinkt Engelstränen deren Flügel
es im Sturm gebrochen.

So einzig durch dein Bild entfacht,
nach Tagen im Vergessen,
hat Feuer wieder tief in mir
das Herz und Fleisch zerfressen.

© M. Reinhart 2012