Montag, 29. Oktober 2012

Wortgewalt

Hörig seiner derart grausam
kalt geschmiedet Odenpracht,
lebst du in falschen Hoffnung bloß
vom Wort um den Verstand gebracht.

Fäden spannen sich um Körper,
legen sich um Kopf und Geist,
nur er, nur du, nur Silbenspiel,
nur Wortgeflecht, was dir verheißt.

Honig schreibt er auf das weiße,
sinnverblendende Papier,
bis du vergisst und dich verlierst,
verdrängst, er längst schon spielt mit dir.

Er behauptet keine Liebe,
du bist es, die nicht versteht,
verletzt, gekränkt, vom Wort gelenkt,
dein Haupt gesenkt vor dem Poet.

© M. Reinhart 2012

Sonnenfalter

Schmetterling segelt,
sieh seine Schwingen streifen,
schau, so schön, so sanft.

© M. Reinhart 2012

Freitag, 19. Oktober 2012

Nachtaktiv

Ach, Ironie, wie nachtaktiv
und doch im Tag verleben,
versteck ich mich im Bett so tief,
wird’s doch den Morgen geben.

Ich zu Bett und du wachst auf,
musst gänzlich dich erheben,
nimmt der Tag dann seinen Lauf,
so zeig auch ich bald Leben.

© M. Reinhart 2012

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Staub und weiße Asche

Angst, wie wenn den Schritten Schnitte
voller Angst in Haut gestanzt
als würd‘ durch Angst allein‘ und bitte
nie mehr auf dem Herz getanzt.

„Weg!“, so ruft es nach der zarten
Nähe, wehe, welcher Wahn,
„Bleib!“, so schreit es ohne Warten,
Worte wissen keinen Plan.

Der Wald wird wie ein Feuermeer,
wenn Funken Zunder kennen,
greift die Glut dagegen leer
wird nie der Himmel brennen.

Nur die Augen werden groß,
Theaterspiel und falsches Hoffen,
Geigenkreisch zum Dolchgestoß,
blutverschmiert ins Herz getroffen.

Wahnwitz, Zeit?! Oh, Zeit, vergehe!
Weit, noch weiter, bis zuletzt,
Liebesschwur. Dann ach, verstehe,
sehe ich dich doch verletzt.

Ach Mensch, wie bist du mir zuwider!
So viel lieber würde ich
allein, ganz einsam immer wieder,
menschenleer, unnahbar sein.

Wenn der Staub sich selbst zu Sternen hebt
im Bild, das nichts zu sagen hat
und kommt er dann wenn er sich legt,
schlägt Rausch im Spiel den König matt.

Verweht, vergessen, ungeachtet,
bis mein Herz den Einspruch wagt,
hab ich immer dich betrachtet,
und zum Himmel hin gesagt:

Brenn! Mit Gier der Herzsensflamme!
Stürme weißer Aschewind!
Bis längst hundert tränenklamme
Blicke dein‘ mein eigen sind!

© M. Reinhart 2012