Montag, 21. Juli 2014

Drei Schritt zu weit

Hinter dir die kalte Mauer, die den Ausweg dir versperrt,
mit mir als Grund warum du flüchtest, sah ich in der Tat verzerrt,
als du mich streichelst und mich kraulst hab ich nicht den Verstand verlor’n,
ich wusste nicht, dass es dich drängt, ich dachte es wär‘ selbst beschwor’n.
Drei Schritt zu weit, und hinter dir da war die Mauer nur ein Schritt,
und du wolltest aber konntest nicht mehr weg und machtest mit…

Ich dachte es ist beider Seiten, hab die Zeichen falsch geseh’n,
ich seh‘ jetzt klar, ich hab gefehlt und spüre Freundschaft stumm vergeh’n.
Meine Schuld, es war nicht einfach, doch ich wünscht‘ ich hätt’s bemerkt,
und nicht die Zweifel und die Ängste tief in dir auch noch bestärkt.
Wollte keinen Schritt je nehmen, der dir Raum für Flügel nimmt,
will nun keinen Schritt mehr geh‘n, da sie enttäuscht gebrochen sind.

Und gehst du jetzt? Ist dies das Ende? Du bedeutest mir sehr viel.
Es bleibt dabei, es ist und war für mich noch nie ein kaltes Spiel.
Das weißt du auch. Ich mag nicht fragen, Angst ich zwing‘ dich so zu geh’n,
doch stehe hier so ungewiss, mit Furcht dich nie wieder zu seh‘n.

© M. Reinhart 2014

Dienstag, 15. Juli 2014

Tausendfüßler

Lass die Wörter von der Leine,
schwarzer Körper, hundert Beine,
Zähne bleckt aus Furcht und Hader,
ist versteckt tief im Salbader,
prahlt mit Glück, geht still sich kauern
mit dem Rücken zu den Mauern,
blickt umher aus roten Augen,
frisst und zehrt an meinem Glauben,
blind vor Tränen, will ein Leben
wie die Schwäne mit ihr leben,
hat sie nur noch nicht gefunden,
doch die Spur aus seinen Wunden,
kriecht der Tausendfüßler beißend,
mit den Klauen Fleisch zerreißend,
übers Bein bis auf die Rippen,
schlägt allein sich rein in Mitten
meiner Brust bis hin zum Herzen
spüre Frust tief in mir schmerzen,
und es pocht als er mein Herz durchdringt,
drei Schläge lang, bis es zerspringt…

© M. Reinhart 2014

Freitag, 11. Juli 2014

Unausweichlich

Wieder Nacht, wieder kalt,
grauer Schnee auf Asphalt.
Trüb im Dunst macht er halt
als das Bahnsignal schallt.

Schwaches Licht, Zug ist alt,
Wind durchpfeift jeden Spalt,
doch fährt stetig, es hallt
sein Gestampfe im Wald.

Jener Mann sieht in bald,
beide Fäuste geballt.
Was ihm gestern noch galt,
trat man tot mit Gewalt.

Unter ihm der Basalt
knirscht als er sich verkrallt.
Bremsen kreischen, es knallt
als der Zug endlich auf ihn prallt.

© M. Reinhart 2014

Donnerstag, 10. Juli 2014

Was willst du?

Sprich doch, sprich doch, sag mir alles,
schau mich an und ich bleib still,
weil ich dir deine Lasten nehmen
und nicht meine geben will.

Das beißende schlechte Gewissen
schnappt nach meinen kleinen Händen,
die sich, halb noch widerwillig,
deinen glühend‘ Wangen zuwenden.
Deine Lippen ziert ein Schmunzeln,
deine Augen seh‘ ich lachen,
doch: zurückgedrängte Tränen
sind‘s, die sie so funkelnd machen
.

Wie und wo siehst du hier Tränen?
Nichts gibt mir den Grund dazu,
denn hier bin ich, das Herz schlägt sachte,
und so nah bei mir bist du.

Ehrlichkeit, sagst du, ist wichtig,
trotzdem lügst‘ mir ins Gesicht.
„Alles gut!“, hör ich dich schreien,
doch hör‘ auch, wie dein Herz zerbricht.
Nichts ist „gut“; „gut“ wird’s nie sein –
nicht hier und jetzt, nicht du und ich.
Doch weiß ich vielleicht, was du meinst:
Das „Gute“ wollen wir beide nicht.

In hundert traurigen Gedichten
hast das Unglück du beweint,
das dich so oft und ohne Nachsicht
in der Liebe hat ereilt.
Und doch: Nun bist du wieder hier,
die Sackgasse als Heim erwählt.
Im Unglück fühlst du dich zuhause;
Du fühlst dich leer, wenn dich nichts quält.

Deshalb sind wir hier zusammen:
Lieber Leid, als nichts zu fühlen.
Lieber ausweglose Liebe
als vollständig auszukühlen.

Und wie praktisch sind die Schmerzen!
Strafen uns direkt dafür:
für die unmoralisch‘ Herzen –
und geläutert küssen wir.

Erklär‘ mir nicht mein Déjà-vu,
das ist mir eigens längst bekannt,
was willst du jetzt, hier: meine Finger,
ich hab sie mir zuvor verbrannt,
und sehr wohl, ja, es ist mir klar,
doch Hoffnung ist so wunderbar,
was willst du jetzt, nachdem was war,
wir küssten uns, du warst mir nah‘,
und nun, nun gehst du einfach fort?...
Oder missverstehe ich dein Wort?

Du leidest wenn du bei mir bist?
Du weißt, dass mich das tödlich trifft.
Trotz Gewissen ich hingegen,
möchte mich stets zu dir legen,
nicht in Leid, welch' Seitenhiebe.
Wenn dann wäre es in Liebe...

kursive Strophen © Anonymer Autor
restliche Strophen © M. Reinhart 2014