Dienstag, 31. Juli 2012

Uns’re Hoffnung – unser Schmerz

Was wird aus mir, wenn die Geschichte
sich verflicht und nicht mehr lichte?

Liegst du sanft an meiner Brust,
wird meine Sehnsucht mir bewusst,
doch wenn wir dann die Hände sacht
die ein‘ zur anderen gebracht;
wenn Zärtlichkeiten bis zum Morgen
Zweifel und so manche Sorgen
über halb verträumte Nacht
in meine Seele eingebracht,
hebt sich ein Gefühl der Leere,
dem ich schon seit Jahren folg,
gegen das ich mich so wehre,
ohne jeglichen Erfolg,
in das Herz von Grau’n umfangen;
kann nun kein Gefühl gelangen.

Trotz all‘ dieser wirren Plagen
versuche ich mein Herz zu fragen,
ob die Liebe, der ich strebe,
nicht unlängst schon in mir lebe;
doch wenn nicht, dann wird Verlangen
ohn‘ Gefühle abgefangen,
von dem Herz, das in mir sitzend,
schreiend leer, die Brust zerschlitzend
und von dem dein Hoffnungsbangen,
durch mein‘ falschen Wunsch zersprangen,
blutend, ach so nah bei dir
erkennen muss, dass tief in mir
ein schwacher Geist, ein kaltes Herz
mit alten Wunden, neuem Schmerz
und keinem Funken Hoffnung ist,
und du selbst Täter und auch Opfer bist.

© M. Reinhart 2012

Donnerstag, 26. Juli 2012

Morgenlicht

Farb‘ fantast’scher Federkiele
falten froh für freie Fahrt
Fertigkeitens Fühler viele
von sich voller Freudenart,

dass die derben Depressionen,
derer die Dämonen dürsten,
die durch Dunkelheiten drohen,
dann durch Donnerkeil verwüsten,

werden, wie, wenn Winde wehen,
Wolkenfetzen weggehext,
wollen wütend widerstehen,
Wohl, wer wahr an Würde wächst.

Hat Himmel Höllenfeuerzorn
hinzu Herrn Hades Hungerland,
hier herrschet harter Harpyiensporn,
Händ‘ hammergleich, hinabgesand,

so soll sanft-süßer Sonnenstrahl
sofort samt sel’gem Singen,
suchend stets dem Schattental,
schönen neuen Morgen bringen.

© M. Reinhart 2012

Ich vergess‘ dich nie

Damals als die Welt verstummte
und versank in tiefstem Grau,
hat mein Herz, vor Liebe summte,
sich ertränkt im Nesseltau.

Leidenschaft die Leiden schaffte,
zog mich ihrer Augen Blick,
blieb ich, da sie mit mir lachte,
kam nicht mehr zurück.

Wie sie ging, ich ging mit ihr,
mit ihr dahin aus meiner Tür,
verließ den Raum, doch blieb auch hier.
Was konnte denn mein Herz dafür?

Es war verliebt bis zu den Ohren,
war geboren für die Welt,
was mir blieb ging mir verloren,
weil es teils noch zu dir hält.

Lässt mich diese Tür nicht schließen,
birgt den Schlüssel wohl die Zeit,
seit all‘ Gefühle mich verließen,
blieb mir nur die Einsamkeit.

Aus deiner Welt bin ich gebannt,
doch bleibt zurück mir innerwärts,
dein Duft und deine Spur gebrannt,
bis tief ins kalte Winterherz.

Und gestern Nacht erneut verzagt
in einem Traum voll Ironie,
Abschied, und dann du die sagt:

„Vergiss mich bitte nie…“.

© M. Reinhart 2012