Fort bist du, die Flucht ergriffen,
hast du dich der Welt entzogen,
zu dem Hafen mit den Schiffen
läufst du, wohl weil du gelogen.
Auf, davon, in schweren Zeiten,
Streit durchlebt und doch mit Liebe,
zieht sie jetzt in ferne Weiten,
doch ich wünschte, dass sie bliebe.
Dein Verrat ist so verzeihlich,
du allein bist mir gewesen,
liebe dich so sehr, ja freilich,
kannst du nicht die Zeichen lesen?
Scheinbar schämst du dich zu weilen,
glaubst die Wunde in mir brenne,
doch beginnt sie schon zu heilen,
wie ich so zum Hafen renne.
Dich vom Schiff zurück zu rufen,
welches ins Vergessen segelt,
lass uns dem Vergeh'n nicht fluchen,
kriegen das schon gut geregelt.
All' diese Gedanken schwirren
mir im Kopf und ziehen Kreise,
mich zermürben und verwirren -
draußen Schrei der Möwe leise.
Du bist fort, es ist wahrhaftig,
keinen Augenblick verschwendend,
stürz ich aus der Tür so hastig -
Abendsonne grell und blendend.
Zu dem Hafen mit den Schiffen,
eines wirst du bald betreten,
kalte Angst mein Herz ergriffen,
fang' ich an im Lauf zu beten.
Seitenstiche wollen zwingen,
mich mit schnürend' Schmerz besiegen,
wünschte mir ich hätte Schwingen,
könnte wie die Möwen fliegen.
Und ich laufe, strauchle, stürze,
raff mich auf und treib mich an,
noch mal schneller, noch ein Stück, bis
ich das Schiff erblicken kann.
Große Augen schönster Farbe,
schauen auf mich, in mich, durch mich,
weil ich nichts zum stützen habe,
setz mich, doch ich blicke auf dich.
Rufe mit noch zitternd' Stimme:
"Komm zurück, so bleib doch hier!"
Weinend schüttelst du den Kopf,
und brichst das Herz in mir.
© M. Reinhart 2011