Freitag, 27. Juni 2008

Ein letztes Flehen

Es ist die Zeit die mir verrinnt,
sie ist alles was mir fehlt,
und als hätt' ich mich besinnt,
weiß ich was mich wirklich quält.

Meine Seele schreit so grell,
das mein Herz voll Angst versagt,
und das Licht ist gar so hell,
es meinem Auge nicht behagt.

Meine Hände zittern schon,
gehen kann ich nun nicht mehr,
und es schreit mit blankem Hohn,
die Stimme der ich nicht mehr scher.

Immer wieder schreit sie laut,
schlägt mir wörtlich ins Gesicht,
das ich mich schon fast nicht traut',
doch so endet das jetzt nicht.

Jeder Tag den ich erleb',
bringt an Freude mir so viel,
so ich nächsten angestrebt,
langsam werde ich senil.

Nun die Stimme ohne halt,
bringt pausenlos verderben,
mein Körper ist schon kalt,
lass mich bitte noch nicht sterben!

© M. Reinhart 2008

Dienstag, 24. Juni 2008

Keine Tränen

Du sahst keinen Weg hinaus,
um dich nur feste Mauern.
Wolltest einfach nur noch fort,
um dort nicht zu versauern.

Bist so lang schon unterwegs,
die Gefühle sind längst tot.
Starben mit dem ersten Mord,
deine Hände sie sind rot.

Du ziehst von jenem Orte,
da wo es alles begann,
Eine Träne jeden Schritt,
niemand sie noch sehen kann.

Bist gewandert weit entfernt,
von allem was du kanntest,
keine Hoffnung auf zurück,
weil du alles verbranntest.

Jeder Mensch in deiner Näh',
hat deinen Hass bekommen,
musste sterben, weil sie früh,
die Tränen dir genommen.

Damals hast du oft geweint,
weil dich ein jeder quälte,
gaben dir dir Liebe nicht,
die dir bis heute fehlte.

Du hast keine Tränen mehr,
wo soll das alles Enden?
Mitten in der Dunkelheit,
mit Blut an deinen Händen.

Niemand hört dir wirklich zu,
und keiner sieht es dir an,
was für Schmerzen du erträgst,
weil man nicht verstehen kann.

Tränen drücken Trauer aus,
doch du lange nicht mehr weinst,
keiner sorgt sich so um dich,
weil du keinem traurig scheinst.

Erst dein Abschiedsbrief wird zeigen,
welche Trauer in dir wacht,
welches Leid dir angetan,
und welche Taten du vollbracht.

© M. Reinhart 2008

Sonntag, 15. Juni 2008

Tausend Tote

"Hier ruhen tausend Tote", mahnt die Inschrift auf dem Grab,
und wohl keiner dieser Toten ohne Höllenqualen starb.

In den Lagern viel zu viele, meist gefangen ohne Grund,
Wind und Wetter, böse Menschen und der Hunger sie zerschund.
Keine Hoffnung, keine Pflege, Tote, Kranke überall,
zwangsarbeitend, einfach liegend, wartend auf des Führers Fall.

Die meisten sind gestorben, schreiend in der Kohlenglut,
durch die Kugel auf der Flucht aus Verzweiflung nicht aus Mut.
In Kammern gleich zu hundert sind erstickt in Todesangst,
dieses glaub' mir, bist du da, dass du nicht mehr fort gelangst.

Leichen kommen in die "Küche" um sie dort sofort zu kochen,
solange bis davon nichts bleibt außer blanken, weißen Knochen.
Aus den Knochen macht man Seife, mit der Seife wäscht man rein,
seinen Körper, nicht die Taten, so was darf nie wieder sein!

Man nahm ihnen die Kleidung, schnitt ihnen das Haar,
Schmiss sie in die Gruben, alles was noch übrig war.
Aus dem Haar macht man Perücken, mit Perücken deckt man ab,
was die Zeit hätte genommen, die man ihnen nicht mehr gab.

So liegen in den Gruben nackte Leichen dicht an dicht,
man scharrt auf sie die Erde, hofft sie kommen nie ans Licht.
Doch sehr schnell war´n sie gefunden, denn der Krieg war bald vorbei,
viele waren schon gestorben, all die andern waren frei.

Auch noch die, die schon befreit waren manchmal gar zu schwach,
deshalb starben sie trotz Freiheit, trotz der Hilfe noch danach.
Nun für sie die neuen Steine bei den Massengräbern steh´n,
weil ein Grab wird nicht geöffnet und den Tod will niemand seh´n.

Heut' kennt jeder die Geschichten, jeder hat sie längst gehört,
wie die braunen Nazi-Horden Menschens Lebenszeit zerstört.
Jetzt Heute uns verkünden diese Inschriften im Stein,
wie ein Mensch nie sollt' behandelt und auch nie gestorben sein.

"Hier ruhen tausend Tote", mahnt die Inschrift auf dem Grab,
und wohl jeder dieser Menschen durch den Wahn von einem Starb.

Jedes dieser Gräber zeugt von Hass und Grausamkeit,
denn der Tod sollt' nicht der Mensch sonder ganz allein die Zeit.

© M. Reinhart 2008

Samstag, 7. Juni 2008

Jeder Tag

Der Wecker klingelt – es ist Zeit sich zu erheben,
ächzend streckt man sich, steht auf und geht ins Bad.
Schaut in den Spiegel, die Haare sind total verlegen.
Zähne putzen, Anziehen, man ist noch total schlapp.

Den Wasserhahn an, man wäscht sich das Gesicht,
trocknet sich ab, entdeckt danach noch Schaum.
Frühstück essen – aber Hunger hat man nicht,
seufzend denkt man an den grad' gehabten Traum.

Im Fernsehen gibt's die Nachrichten, sind wieder schlecht,
Anschlag – 6 Tote – schon lange bleibt man kalt,
"Bloß nicht bewegen." – der Regen kommt ganz recht,
"Ich nehme den Bus, der macht fast vor dem Hause halt."

Schaut auf die Wanduhr – der Bus kommt jeden Augenblick,
du nimmst die Tasche – 'türlich hat man was vergessen,
Minute Fußweg – schnell rennend legt man ihn zurück.
Bushaltestelle – kommt an – schnauft schon wie besessen.

Da sieht man den Bus, am Ende der Straße ist er,
doch sieht man auch noch, das er längst vorbei gekommen,
ärgerlich das ist, Bock hat man auf den Tag nicht mehr,
ist total genervt, vom Schlaf noch ganz benommen.

Halbschlaf – Tag durchlebt, gepestet ab der ersten Stund',
man kommt nach Hause, schmeißt sich grummelnd auf das Bett,
die Dunkelheit kommt, bringt von zu warmer Nacht die Kund',
der Schlaf bringt Träume, na wenigstens sind diese nett.

© M. Reinhart 2008

Freitag, 6. Juni 2008

Ein Traum

In mir ist nur diese Leere,
die mir allen Spaß vertreibt,
wenn ich mich dann selbst verwehre,
ist´s nur die Trauer die mir bleibt.

Grausam wacht in mir die Stille,
längst mein Herz ist müd' vom schrei´n,
doch was zählt ist dieser Wille,
der mir sagt ich darf nicht wein'.

Vor dem Abgrund ohne Halt,
in den ich mich längst stürzen wollt',
dunkel, düster klafft der Spalt,
dem ich mein Respekt gezollt.

In meiner Seele gibt es nur ein' Fleck,
der da nicht von Trauer spricht,
in diesem ist mein Traum versteckt,
ein Traum von warmen Sonnenlicht.

Er enthält Erinnerung,
die mir lieb und heilig ist,
sie gibt meinem Leben Schwung,
denn Du der Inhalt dieser bist.

Immer wenn du bei mir stehst,
glüht der Fleck in hellem Schein,
immer wenn du wieder gehst,
wird er wieder viel zu klein.

Wenn ich stürbe vor dei'm geh´n,
hätt' ich ein Lächeln im Gesicht,
keine Trauer, das wär' schön,
es ist wie das Sonnenlicht.

Ich will mit dir zusammen sein,
doch sinnlos, es ist nur ein Traum,
und doch mein Herz fühlt so allein,
denn ich sehe dich ja kaum.

Ein Traum ist ein Traum,
selbst er kann Hoffnung halten,
er kann wachsen wie ein Baum,
doch auch als Schutz vor Sonne walten.

© M. Reinhart 2008

Donnerstag, 5. Juni 2008

Lange Nächte

Weit weg von hier da möcht' ich sein,
bei Sang und Tanz, im Kerzenschein.

Ohne Sorgen und Gewissen,
der Alkohol wird Wahrheit wissen.

Lachen, grölen, einfach freuen,
niemand wird sich davor scheuen.

Der Wein gibt Mädchen Offenheit,
und nimmt den Burschen Einsamkeit.

Mancher liegt noch wach zum Morgen,
denn erst dann kommen die Sorgen.

In ihren Augen kann man´s lesen,
"Die letzte Nacht soll nie gewesen!".

Vieles wird nie angesprochen,
ist doch mancher Stolz gebrochen.

Schon oft ist eine Partnerschaft,
zerbrochen wegen solcher Nacht.

Und doch wird eine solche Zeit,
gehandelt wie 'ne Heiligkeit.

Deshalb kommt sie immer wieder,
es klingen die gesungen Lieder,
und du packst die Maid ums Mieder,
niemals ist es dir zu wieder!

© M. Reinhart 2008

Der letzte Vers

In der Dunkelheit sind alle Straßen gleich,
die Ungewissheit macht die stärksten Knie weich.

Sie scheint noch endlos fort zu führen,
die kalte Nacht sie lässt dich frieren.

Fernab versinkt die letzte Sonnenglut
mit ihr stirbt dein letztes bisschen Mut.

Die Angst erstarkt mit jedem Schritt,
dein Herz macht diese Qual nicht mit.

Du rennst schon längst in blinder Hast,
die Furcht der Grund und keine Rast.

Schon längst hast du dein Ziel verfehlt,
und nicht mehr die Sekunde zählt.

Du wünschst dir nur zu Haus geblieben,
was hat dich bloß von dort vertrieben?

Jetzt stehst du einsam in der Nacht,
und über dir die Eule lacht.

Doch als du grad' zurück geschaut,
weit hinten schon der Morgen graut.

Kraftlos sinkst am Baum du nieder,
singst Leise deine letzten Lieder.

Der Tag ist da, doch du bleibst liegen,
über dir die Äst' sich wiegen.

Die Nacht hatt' dich nur müd' gemacht,
der Tag hat dich dahin gerafft.

So bleibst du liegen für immer dar,
und dies dein letzter Vers nun war.

© M. Reinhart 2008